Leviathan

Leviathan

Der Leviathan ist ursprünglich ein Seeungeheuer aus der Mythologie des Zweistromlandes. Dieses regte auch den Philosophen Thomas Hobbes an, seine berühmte staatsphilosophische Schrift danach zu benennen. In dieser entwickelte er die Idee, dass Frieden und Ordnung nur durch eine starke Zentralgewalt gewährleistet werden könnten. Der Staat müsse als allmächtiger Leviathan dafür sorgen, dass seine Instanz die Menschen stets kontrolliert. Dies wird von Hobbes als höchste ideale Möglichkeit des Staates angesehen. Inwiefern kann dieser Begriff im gleichnamigen Roman von Paul Auster gedeutet werden?

Inhalt des Romans Leviathan

Leviathan, das ursprünglich benannte Werk von Benjamin Sachs ist fast fertig geschrieben, ehe er sich kopfüber in terroristische Anschläge stürzte. Über genau diesen Werdegang eines selbstlosen und glücklich verheirateten Sachs, der zu einem abgestürzten Attentäter verkümmerte, schreibt Paul Auster im gleichnamigen Buch aus der Perspektive des Schriftstellers Peter Aaron.
Peter Aaron ist ein noch unbekannter Schriftsteller, der sich mit seinem etwas bekannterem Berufsgenossen Benjamin Sachs anfreundet. Während dieser fünfzehn Jahre langen Freundschaft erhält man persönliche Einsichten und philosophische Diskurse, die von komplizierten Beziehungsgeflechten, einem Leitersturz oder einem Mord durchkreuzt werden.

Auster beginnt das Buch mit einer Ausgangslage, die das ganze spätere Werk auf gewisse Weise prägt. „Vor sechs Tagen hat sich im nördlichen Wisconsin ein Mann am Rande einer Straße in die Luft gesprengt“. Ein, im wahrsten Sinne des Wortes, explosionsartiger Satz, der direkt in einen Scheitelpunkt der Geschichte einleitet.
Was folgt, ist wider Erwarten, keine reißerische, überladene Geschichte, sondern eine ambivalente, menschliche Geschichte mit angeglichener Authentizität. Eine Geschichte, die ein wendungsreiches Leben zwischen Glück und Niedergang beschreibt und sich in seinen Prioritäten nie festlegen kann.
Mord und terroristische Anschläge sind häufig hintergründig, im Vordergrund sucht man nach den Ursachen dieser Verwirklichungen.

Autobiographischer Hintergrund

Der Roman enthält interessanterweise auch einige autobiographische Bezüge wie zum Beispiel ein Frankreichaufenthalt, eine erfolglose Zeit in Beruf und Ehe, eine zweite erfolgreich laufende Ehe, gleiche Initialen seiner zweiten Ehefrau und die Konzeptkünstlerin Sophie Calle als Vorbild einer Figur.

Rückbezug zur Hypothese

Beantworten, warum der Leviathan als Titel irgendwie erheblich ist, kann man nur bedingt. Er kommt zwar als Werk von Benjamin Sachs und später von Peter Aaron im Buch vor, aber es wird nicht genauer drauf eingegangen. Paul Auster macht in seinem Roman nicht wirklich deutlich, wie Titel und Begriffsherkunft zusammenhängen. Es tritt als Rätsel auf und beinhaltet viele Unkenntlichkeiten. Genau diese rätselhafte Unklarheit verdeutlicht die recht ominösen Wendungen des Romans. Leser mit großen Erwartungen zu dem Thema Leviathan könnten enttäuscht sein.

Ungeachtet dessen besticht der Roman durch außerordentlich präzise und unkomplizierte Formulierungen, die ebenso gekonnt und interessant geschrieben sind, sodass man mit dem Lesen nicht mehr aufhören will.
Leviathan verleitet den Leser dazu, dass man Hand in Hand mit dem Geflecht und den Windungen des Romans bis zum Ende gehen will, ohne über partielle Abzweigungen oder Unentschlossenheiten zu stolpern. Er hält oft nur im Inneren das bereit, was den Leser dazu entschließt, das Buch als ausgezeichnet zu bewerten. Nach außen hin erscheint es an vielen Stellen langweilig, doch wenn man das Buch als Gesamtwerk betrachtet und Geduld damit hat, fällt einem auf, wie großartig das Buch ist. Man muss sich auf diese unaufdringliche Klasse eben drauf einlassen – oder eben nicht.

Bildquellen

  • Insel und Seeungeheuer: Mysticsartdesign - Pixabay.com
  • Leviathan Buch: intres

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