„Der Junge und der Reiher“ Review

„Der Junge und der Reiher“ Review

Studio Ghibli ist das beste Animationsstudio der Welt. Ja, es ist besser als Disney. Der legendäre Regisseur Hayao Miyazaki hat in seiner 60-jährigen Karriere (39 davon bei Studio Ghibli) ein Meisterwerk nach dem anderen produziert. Auch wenn japanische Animationsfilme im Westen wenig Bekanntheit erlangen, konnte er einen Oskar für „Chihiro’s Reise ins Zauberland“ (2001) und Nominierungen für „Das Wandelnde Schloss“ (2004) und „Wie der Wind sich hebt“ (2013) erringen.

Dieses Jahr hat der 83 Jahre alte Hayao Miyazaki seinen vermutlich letzten Film „Der Junge und der Reiher“ herausgebracht.

Japan im Jahr 1943

„Der Junge und der Reiher“ beginnt mit dem durchdringenden Ton einer Luftschutzsirene. Der erste gesprochene Satz ist „Das Krankenhaus deiner Mutter brennt.“ Dieser Anfang ist wohl einer der emotionalsten, die Hayao Miyazaki je konzipiert hat. „Der Junge und der Reiher“  spielt im Jahr 1943 in Japan und folgt dem Jungen Mahito, der während eines Luftangriffes seine Mutter verliert. Wir erleben seine emotionale und physische Reise, bei der er den Verlust seiner Mutter verarbeitet und lernt, seine neue Stiefmutter zu akzeptieren und sogar zu lieben. Nachdem Mahito und sein Vater auf ein altes Anwesen auf dem Land ziehen und dort Mahitos neue Mutter kennenlernen, wird ebenjene Stiefmutter in eine magische Welt entführt, in die Mahito ihr folgt. Die eigentliche Handlung des Films spielt kaum eine Rolle, da er nach dem Eintreten in die magische Welt fast traumartig ist. Dennoch kommt man nicht umhin von den merkwürdigen Geschehnissen fasziniert zu sein.

“Der Junge und der Reiher” ist mehr als ein Kinderfilm

Wichtiger als die Handlung des Films sind die Themen und Emotionen, die er vermittelt. Der Schmerz und Selbsthass, den Mahito durch sein Überlebensschuld-Syndrom spürt, wird sehr emotional, aber trotzdem mit großer Feinfühligkeit, gezeigt. Das Verhältnis der japanischen Bevölkerung zum Zweiten Weltkrieg und vor allem die Auswirkungen des Krieges auf die Zivilisten werden im ersten Drittel des Films beleuchtet. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn, sowie Mutter und Sohn haben ebenfalls einen hohen Stellenwert. Natürlich habe ich die vielen Themen des Films hier nur angerissen. „Der Junge und der Reiher“ zeigt, wie die Flucht in eine Fantasiewelt als Antwort auf Trauma hilfreich sein kann, um mit dem allumfassenden Schmerz umzugehen.

„Der Junge und der Reiher“ ist auf jeden Fall nicht für jeden. Er beschäftigt sich mit deutlich ernsteren Themen als die meisten Disney Filme und scheut nicht vor den großen Fragen zurück. Dennoch ist es ein Film, den man gesehen haben muss.

 

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