Familie Meier außer Rand und Band – Klischees über Deutsche im Urlaub

Familie Meier

Familie Meier außer Rand und Band – Klischees über Deutsche im Urlaub

Deutschland ist eine richtige Urlaubsnation: 2019 haben 55 Millionen Einwohner eine Reise von mindestens fünf Tagen unternommen – so viele wie noch nie zuvor. Ab 2020 ging diese Zahl aufgrund der Pandemie wieder stark zurück. Doch in diesem Sommer darf man erneut mit Anstiegen rechnen, denn die meisten Länder der Erde öffnen wieder ihre Pforten für Touristen. Klar, dass die Deutschen da als Erstes in der Schlange stehen, um die sonnigen Orte der Begierde zu besuchen – aber nicht drängeln, denn hier hat alles seine Ordnung.

Über uns deutsche Urlauber existieren so einige Gerüchte und Klischees, die zumindest teilweise der Wahrheit entsprechen. Über die meisten kann man aber dann doch eher schmunzeln, als dass sie böse gemeint sind.

Ab in den Urlaub

In diesem Beispiel gehen wir von Frau und Herr Meier, einem Ehepaar mittleren Alters aus, das schon seit Monaten auf zwei Wochen Menorca hin fiebert. Die gemeinsamen Kinder sind schon aus dem Alter raus, mit ihren Eltern in den Urlaub zu fahren. Die Vorbereitungen laufen schon seit Tagen und die Wettervorhersage wird auch jeden Tag gecheckt. Sonne, 30 Grad und kein Tropfen Regen sind angesagt – aber nur für die nächsten zehn Tage, die restlichen sind noch nicht einsehbar. Grund genug für Frau Meier, die staubigen Regenponchos im Partnerlook aus dem Schrank zu kramen und in die Koffer zu sortieren. „Man weiß ja nie!“
Am nächsten Tag geht es dann los: Das Taxi wartet schon vor der Tür – Herr Meier und der Fahrer sind startklar, nachdem sie in voller Anstrengung, die aus allen Nähten platzenden Koffer eingeräumt haben. Nachdem die beiden schon längst per du sind und ihre gemeinsame Leidenschaft für Modelleisenbahnen fanden, ist auch die Ehefrau bereit, die noch letzte Erledigungen im Haus zu tun hatte.

Vier Stunden vor dem Start ist der Flughafen erreicht, an dem es nun die Zeit totzuschlagen gilt. Bis auf eine Wasserflasche kaufen sie nichts, denn die Preise grenzen schon an Wucher.
Der Flug geht endlich los und nach dem Lesen unzähliger Klatsch- und Tratschmagazinen ist die Insel erreicht. Noch im Rollen nach der Landung hält es das urlaubsreife Ehepaar vor lauter Vorfreude nicht mehr auf den Sitzen. Während die anderen Passagiere noch klatschen, kramen die beiden schon ihr Handgepäck aus dem Stauraum, bis eine Stewardess die beiden auffordert, noch sitzen zu bleiben. Nach Verlassen des Flugzeugs geht es für sie kurzerhand auf die Toiletten, in denen sie sich wettergemäß ankleiden. Frau Meier glänzt mit einem Blümchenkleid und großem Sonnenhut, ihr Mann kommt mit rosa Polohemd und einer Multifunktionshose zurück ins Terminal. Die Hose, die man bei Bedarf mit einem Reißverschluss an den Knien verkürzen kann, kauften die beiden bei der letzten Shoppingtour im Heimatland. Abgerundet wird das Outfit durch Sandalen mit weißen Tennissocken.

Die Ankunft ist geschafft

Der Transfer zum Hotel, das selbstverständlich all-inklusive gebucht wurde, ist reinste Routine.
Mittlerweile ist es abends und außer einer ersten Begutachtung der Anlage und einer Mahlzeit, steht nicht mehr viel an. Beim Revue passieren lassen des ersten Tages waren die Meiers sich einig, dass das Hotelpersonal dringend Deutschkurse belegen solle, denn das war nur sehr gebrochen – guter Service geht anders.

Am nächsten Morgen klingelt der Wecker pünktlich um 7 Uhr. Das hat gleich zwei Vorteile: Am Buffet ist noch nicht viel los und man kann den Tag gänzlich ausnutzen. Während Frau Meier sich in den Essensraum begibt und dort das ausgiebige Frühstück zusammensammelt, hat sich Herr Meier auf die Mission begeben, zwei Liegen am Pool zu reservieren. Gekonnt überdeckt er diese mit schwarz-rot-goldenen Handtüchern, auf denen die Namen eingestickt sind. Fassungslos bemerkt er währenddessen, dass auch andere Leute diese Idee haben und ihm gleichtun. „Die blöden Engländer“ denkt sich Herr Meier, als er das Handtuch mit dem Logo eines englischen Fußballvereins sah, die in der letzten Woche noch seine Bayern aus der Champions League katapultierten.

Das Frühstück steigerte seine Laune zum Glück wieder. Und auch der Plan seiner Frau, Lunchpakete aus dem Buffet zu basteln, gefiel ihm. Wenn man schon All-inclusive bucht, muss es sich ja auch lohnen. Bevor es dann zum Sonnenbaden nach draußen ging, durfte eine gute Portion der 50-er Sonnencreme nicht fehlen. So wie die Engländer am Morgen wollte das Ehepaar nach ein paar Tagen nicht aussehen.

So ging der Urlaub dahin. Er war eine Mischung aus Hotelaufenthalt, Sightseeing und Wanderungen. Dem Ehepaar gefiel es so gut, dass sie ein paar Wochen später das gleiche Ziel für das nächste Jahr buchten. Als Erinnerung blieben viele Selfies, die sie ihren Kindern als Gruß aus dem Urlaub schickten. Die Regenponchos mussten ihren Einsatz vertagen, vielleicht aber im nächsten Jahr – dann wird Frau Meier sie erneut einpacken.

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