Kapitalismus in der Sportwelt

Kapitalismus in der Sportwelt

Menschenmassen jubeln, in diesem Moment zählt nichts als das Erreichen dieses kurzen Erfolgs. Manch einer vergisst sich und schleudert sein Bier quer über die Zuschauerschaft, eine andere Person freut sich so dermaßen, dass sie zwei völlig fremde Personen in den Arm nimmt, als sei es ein langersehntes Wiedersehen einer getrennten Familie.
„Und die ticken da ernsthaft nur so aus, weil die ein Tor gemacht haben?!“
Da es eine von vielen, für mich selbsterklärenden Fragen meiner Mutter ist, kann ich da nur noch mit ironischem Unterton antworten. Dafür ernte ich einen verdutzten und leicht verärgerten Blick von ihr.

Mit meiner Antwort will ich auf die Selbstverständlichkeit der Freude über das Tor hinweisen. Diese Emotionen, egal ob Emotionen der Freude, der Trauer oder der Wut, prägen den Sport bis heute. Doch trotz auch meist stetig steigender Mitgliedsanzahlen in Sportmannschaften verkommt die emotionale Leidenschaft für den Sport. Grund dafür trägt zum großen Teil der extreme Kapitalismus dieser Sportevents. Doch inwiefern wird diese vorangetrieben beziehungsweise wie zeichnet sie sich aus?

Korrupte Weltmeisterschaft

Bargeld – 500 Euro Geldscheine auf der Leine


Wenn man sich die Daten zu den Einnahmen der vergangenen Fußball-WM anschaut, stellt man schnell fest, dass mit utopischen Summen gehandelt wurde. Allein für ein einziges Spiel wurden durch Werbung, Tickets, TV-Rechten, Lizenzrechten und Hospitalitys durchschnittlich fast 90 Millionen Euro eingenommen. Die anstehende WM 2022 in Katar wird da wohl nochmal ganz andere Größen annehmen. Allein für die “Auslosung” dieser WM wurde die FIFA nachweislich für eine hohe neunstellige Summe erfolgreich bestochen. Aus diesem Grund ist eines der größten Sportereignisse in einem nicht immer menschenrechtswürdig regiertem Land möglich und niemand geht ernsthaft dagegen vor.
Auch einige große Vereine, wie der FC Bayern München, nutzen ihre Verbindungen durch Sponsoring nach Katar aus und dementieren die dortigen Menschenrechtsverletzungen.

Kapitalismus bei Franchises

So gibt es unter anderem auch in den USA oder Kanada im American Football- oder Eishockeybereich bereits seit mehreren Jahren sogenannte Franchises. Das sind gewerbliche Unternehmen, die durch die Anteilnahme im Sport ihre Marke lizensieren möchten. So hat jeder Franchisenehmer viel Macht über die Vereine. Man kann sein Team anbieten und verkaufen, Aufstiege erkaufen oder bei einem nicht mehr rentablen Standort die Liga verlassen.
Dadurch ist es möglich, dass ein Verein, der beispielsweise in New York gegründet wurde, dort auch jahrelang seine Spiele ausgetragen hat, seine Matches durch den Erwerb eines anderen Vereines plötzlich in einer anderen Stadt austragen lassen kann. Für die Fans ist es ein Horror. Sie können schlecht jedes Spiel in diese andere Stadt reisen und ihren Verein unterstützen.
Dort wo eigentlich die Liebe zum Verein sein sollte, steht jetzt durch die Übernahme der Unternehmen nur noch der kommerzielle Profit im Vordergrund und die Fans sind egal.

Fußball und die Basisentfernung

Der Profisport entfernt sich immer weiter von der Basis. Im früheren Zeitalter waren die Profisportler in den meisten Fällen nicht nur Vorbilder, sondern auch so etwas wie Ansprechpartner, die aufgrund ihres damals noch nicht so hohen Verdienstes um einiges bodenständiger waren und sich den Fans mehr zugewendet haben. Heute leben viele Spieler nur noch in einer Blase aus ihrem Beruf und ihren Social-Media-Kanälen, ohne groß auf die Referenzen ihrer Anhänger einzugehen.

Außerdem sorgen die stetig steigenden Ticketpreise ebenfalls für eine Distanzierung von der Basis. Horrende Ticketpreise dienen als Ausgleich für die Ausgaben utopischer Transfersummen. Dies ist im englischen Profifußball am besten zu beobachten. Dort besteht im Gegensatz zum deutschen Fußballgeschäft keine Regel, die die Kapitalanleger in ihren Handlungen eindämmt. Das hat zur Folge, dass immer mehr Klubs durch Großinvestoren, die Lichtjahre von der sozialen Realität im Land ihres Investments entfernt leben, aus aller Welt übernommen werden können. Sie wollen die Zuschauer nur als klatschende Kulisse für eine TV-Produktion, die zusätzlich auch noch genug Geld für sie abwirft, sehen. Sie selber sehen den Verein als inoffizielles Franchiseunternehmen an und fangen an es wie ein solches zu behandeln.

Fans im Weserstadion
Fans im Weserstadion

Fazit

Es gibt noch viele weitere Indizien, die zeigen, dass sich der Sport, insbesondere der Fußball, durch das Geld verändert. Viele wurden schon auf gewissen Webseiten namens “football leaks” präsentiert und sofort wieder gelöscht. Letztendlich wird aber deutlich, dass am meisten die Fans und Zuschauer durch erhöhte Geldausgaben darunter leiden. Der Kapitalismus gewinnt.
Wenn man dem Prozess des Kapitalismus entgegenwirken will, kann man statt eines Besuchs im teuren, großen Stadion, auch einfach mal bei seiner lokal ansässigen Breitensportmannschaft zuschauen; dort bleibt es zumindest fast immer ehrlich und es ist auch deutlich preiswerter.

Ein anderes Thema, was das Geld betrifft, findet ihr hier.

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