Stirbt Print bald aus?

Eichhörnchen

Stirbt Print bald aus?

Seitdem es das Internet und immer fortschrittlichere digitale Medien gibt, werden das Magazin, die Zeitung, das Buch und alle weiteren Print-Publikationen in die Mangel genommen. Bereits 1998 sagte Bill Gates, dass es im Jahr 2000 keine gedruckten Zeitungen mehr geben wird, weil er so sehr an Alternativen glaubte. Ob es sich um eine ernst gemeinte Aussage handelte oder sie eher anderen Zwecken dienen sollte, sei dahingestellt. Recht behielt er allerdings nicht. Selbst dann nicht, wenn er noch 22 Jahre oben drauf prophezeit hätte.

Wir als Medienkaufleute in einem Verlag, der sowohl Print- als auch Onlinemedien anbietet, bekommen den harten Kampf zwischen beiden Fronten hautnah mit. Vor genau 275 Jahren verlegte die Landschaftliche Buchdruckerei in Hannover das Kirchengesangbuch als einen der ersten Aufträge. Heute kennt man den Verlag als „Schlütersche Verlagsgesellschaft“. Was vor langer Zeit mit Papier, Druck und Handarbeit anfing, resultiert heute zum großen Teil in der digitalen Welt.

Print ist (noch) nicht tot

Heutzutage nur auf Print zu setzen, wäre für die meisten Verlage die Fahrt ins Verderben. Platzhirsche wie „Der Spiegel“, die mit einer Abo-Auflage von 418.000 Exemplaren im dritten Quartal 2021 sehr gut da stehen, würden ohne digitale Alternativen wohl trotzdem alt aussehen. Zu viele Menschen möchten unterwegs, überall und immer auf dem neusten Stand sein – und das ist nur digital möglich.

Trotz allem bietet auch eine haptische Ausgabe Vorteile, von denen die digitale Version nur träumen kann. Wenn man die Menschen fragt, warum sie noch Print-Produkte benutzen, ist deren Antwort oft wie folgt: „Ich halte gerne etwas reales in den Händen.“ Und das ist ein offensichtlicher, aber sehr wichtiger Punkt, warum Magazine zum Beispiel immer noch beliebt sind. Nichts ist animiert, keine Werbungen ploppen auf und man muss auf keinen Bildschirm schauen, was die Augen eher anstrengt.

Weitere sehr wichtige Punkte, die aber oft außen vor gelassen werden, sind die redaktionellen Seiten. Während Redaktionen und Verlage online darauf angewiesen sind, möglichst viele Menschen zu erreichen, läuft es im Print-Bereich etwas anders. Natürlich geht es auch da um hohe Reichweite, aber vor allem um die Zielgruppe. Titel, Texte und Bilder sind so verfasst und gestaltet, dass es die Leute anspricht, die sich für dieses Thema interessieren. Umso größer die Zielgruppe, desto mehr Verkäufe. Online müssen die Ersteller jeden einzelnen Klick mitnehmen, den sie bekommen können. Denn umso mehr Reichweite, desto mehr Geld durch Werbeeinnahmen. Um Massen an Menschen anzulocken, werden deshalb immer häufiger reißerische Überschriften gewählt, die am Ende herzlich wenig mit dem eigentlichen Thema zu tun haben. „Clickbait“ nennt man dieses Verfahren. Man verspricht dem Leser eine spannende Geschichte, die so aber nicht geliefert wird.

Gibt es sogar Hoffnung?

Vor allem durch Corona wurde die Print-Industrie noch einmal sehr gedämpft. Wegen geschlossen Läden konnte weniger verkauft werden. Währenddessen wurde die Digitalisierung weiter vorangetrieben. Dazu kommen immer weiter steigende Papierpreise, die es vielen Unternehmen schwer machen, überhaupt wirtschaftlich zu bleiben. Dennoch halte ich es für möglich, dass sich Druck-Produkte auch in den kommenden Jahren halten werden. Das Internet ist so dominierend, dass es schon eher Entspannung ist, sich für eine gewisse Zeit davon fern zu halten. Also greifen die Leute wieder zu Büchern, Zeitschriften und Zeitungen. Man wird nicht mit Werbung, vorgeschlagenen Artikeln und Clickbait bombadiert. Einen erwarten Geschichten und guter Journalismus wie zur Blütezeit des Prints. „Back to the roots“ könnte das Motto lauten.

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