One Piece Live Action Review

Netflix hat mit der Live Action Adaption von One Piece ihren Hut in den Ring geworfen. Alle Streaming Dienste suchen nach dem Nachfolger von Game of Thrones und werfen mit Geld um sich, um ihn zu finden. One Piece wurde von Netflix mit einem Budget von 138 Millionen US Dollar für die erste Staffel das grüne Licht gegeben. Damit ist es die zweitteuerste Staffel aller Zeiten für Netflix. Nur die vierte Staffel von Stranger Things übertrifft es mit 270 Millionen US Dollar. One Piece’s Budget ist vergleichbar mit Serien wie The Mandalorian und liegt knapp hinter Wandavision und House of the Dragon.

Wieso gibt Netflix so viel Geld für One Piece aus?

Mit 516.6 Millionen verkauften Exemplaren ist One Piece von Eiichiro Oda bei weitem das am meisten verkaufte Manga aller Zeiten.  Vergleichsweise hat Harry Potter dieses Jahr die 600 Millionen Exemplare Grenze überschritten. Netflix möchte diese weltweite Popularität ausnutzen. Doch ist es ein Erfolg? Das Adaptieren von beliebten Franchises ist in den letzten Jahren fast jedes Mal fehlgeschlagen. The Rings of Power hat sich blamiert. The Wheel of Time ist gestolpert. Je weniger man über andere Manga Adaptierungen wie Cowboy Bebop und Death Note spricht, desto besser. One Piece Live Action wird entweder den Hass oder die Liebe der zahllosen Fans weltweit auf sich ziehen.

Für wen ist die Serie?

Netflix musste einen gefährlichen Balanceakt durchführen. Einerseits die existierenden Fans zufriedenstellen. Andererseits neue Zuschauer begeistern. Ich kann die Serie nur als existierender Fan beurteilen. Für mich war es ein Erfolg. Und anhand der Statistiken kann man sehen, dass auch die normalen Zuschauer begeistert sind. Netflix hat es geschafft, beide Zielgruppen zu erreichen. Für alle, die nichts von One Piece wissen: One Piece ist ein Piratenabenteuer und folgt Monkey D. Luffy und seiner Crew auf der Suche nach dem mythischen Schatz “One Piece”, um der nächste König der Piraten zu werden. Mehr muss man nicht wissen.

Das Positive

Die Charaktere im One Piece Manga kann man nicht 1 zu 1 mit echten Menschen darstellen. Das Manga nutzt das gezeichnete Medium, um Emotionen extrem überhöht darzustellen. Wenn ein echter Mensch genau so handeln würde wie eine One Piece Figur, könnte niemand sie ernst nehmen. Netflix hat sich also dazu entschieden die wichtigsten Charaktereigenschaften zu übernehmen, aber die Stärke der Emotionen runterzuschrauben. Das funktioniert bei fast allen Figuren und Szenen (dazu später mehr).

Auch die Action Szenen sind in der gezeichneten Version deutlich extremer, da die Figuren nicht den Gesetzen der Physik unterworfen sind. Die Live Action Version muss außerdem mit einem begrenzten Budget für CGI-Szenen arbeiten. Es mussten harte Entscheidungen getroffen werden. Zum Beispiel kommt ein Oktopus-Mensch, der mit acht Schwertern gleichzeitig kämpft, nicht in der Live Action Version vor, da dies nicht umsetzbar war. Schade, aber verständlich. Die Action Szenen, die aus dem Manga übernommen wurden, sind außerordentlich gut. Vor allem ein Duell zwischen zwei Schwertkämpfern, auf das die Fans sehr gespannt waren, ist fast exakt wie im Original umgesetzt worden.

Die Welt von One Piece ist absurd. Telefone sind lebendige Schnecken, die Stimmen wiedergeben. Manche hochrangigen Marineoffiziere tragen aus Spaß süße Hundemützen. Kämpfer rufen den Namen ihrer Attacken. Und vieles mehr. Irgendwie hat Netflix es geschafft diese Atmosphäre mit echten Menschen darzustellen. Alles oben Genannte kam genauso in der Live Action Version vor und wirkte nicht eine Sekunde lächerlich.

Eine Verbesserung, die die Live Action Version im Vergleich zum Manga vorgenommen hat, ist Konsequenzen und Tod. Da das Original bis heute daran festhält, dass die Kernleserschaft Teenager sind, werden Tod und Liebe nur selten dargestellt. In der ersten Staffel der Live Action Adaptierung gab es eine Vielzahl von Figuren, die im Manga überlebt haben, die einfach gestorben sind. Eine perfekte Änderung, um die viele Fans schon lange gebeten haben.

Das Negative

Wie schon erwähnt hat sich die Live Action Version dazu entschieden, die emotionalen Momente abzuschwächen. Diese Änderung führt dazu, dass die Serie für Newcomer leichter verständlich ist. Bestimmte Momente fühlen sich hierdurch allerdings hohl an. Eine der größten Stärken von One Piece sind die großen Momente, in denen eine Figur einen emotionalen Ausbruch hat. Diese Momente funktionieren in der Live Action Version nicht so gut, wie man es sich erhofft.
Um 95 Mangakapitel in acht 50 Minuten Episoden darzustellen, musste der Plot geändert werden. Viele Dinge, die im Manga zufällig passieren, hängen in der Live Action Version zusammen. Diese Änderung funktioniert wechselhaft gut. Was allerdings nicht funktioniert ist, dass drei Figuren (Koby, Helmeppo und Garp), deren Rolle im Manga eine Seite pro Kapitel einnimmt (eine sogenannte Coverstory), zu sekundären Hauptfiguren werden. Ihre Szenen bestehen vor allem aus Exposition und wiederholen sich sehr oft. Außerdem nehmen sie den eigentlichen Hauptfiguren wertvolle Zeit weg. Das Ziel dieser Änderung war es, Koby als Spiegelbild zu unserer Hauptfigur aufzubauen, und uns einen besseren Einblick in andere Teile der One Piece Welt zu geben. Das hat nur zum Teil funktioniert und war ein echtes Problem an dieser Staffel.

Fazit: 7,5/10 – Go watch it!

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