Caspar David Friedrich – Nachtwanderer oder Träumer?
Caspar David Friedrich (1774-1840) ist ein Künstler, der bei vielen Menschen durch sein Werk „Wanderer über dem Nebelmeer“ bekannt ist. Er lebte im Zeitraum der Kunstepoche der Romantik (ca. 1790 –1840). Diese zeichnet sich durch Elemente wie Nacht, Ferne, sowie den Empfindungen des Menschen, die mit der Natur verbunden sind, aus.
Friedrich war einer der bedeutsamsten Landschaftsmaler der Romantik und lebte den Großteil seines Lebens in Dresden. Von gefährlich wirkenden Felsen oder Eisschollen im Meer bis zu harmonisch grünen Wiesen überzeugt der Künstler mit seinem Talent, Landschaften naturalistisch darzustellen.
Friedrichs Arbeitsweisen
Viele Menschen wissen jedoch nicht, dass Friedrich seine Werke in seinem von der Natur abgeschotteten Atelier anfertigte. Durch ein Gemälde von seinem Künstlerfreund Georg Kersting „Caspar David Friedrich in seinem Atelier“ (um 1812) erfährt man, dass C.D. Friedrich in einem minimalistisch eingerichteten Zimmer mit nur einem Fenster als Lichtquelle an seinen Werken arbeitete.
Demnach konnte der Romantiker ausschließlich tagsüber malen. Zudem legte er großen Wert darauf, nicht von der Natur oder anderen Gegenständen in seinem Atelier abgelenkt zu werden. Es wird außerdem berichtet, dass Friedrich einen grauen Mantel trägt, den er angeblich immer beim Malen anhatte.
Der Künstler war häufig in der Umgebung Dresdens, im Harz oder im Riesengebirge unterwegs und fertigte dort während seiner Wanderungen Zeichnungen mit Tusche oder Bleistiften innerhalb seiner Skizzenbücher an. Diese Skizzen von Felsen, Bäumen oder Küstenlandschaften dienten oft als Grundlage für die Gestaltung seiner Gemälde im Atelier.
Dabei ist zu beachten, dass der Künstler seine Zeichnungen im Atelier nicht einfach nur von seinen Skizzenbüchern abmalte. Er brachte mehrere seiner Skizzen in einem Werk zusammen und erfand in seinem Atelier durch die Kraft seiner Vorstellungen komplett neue Landschaften. Durch dieses Hinzufügen von Teilen seiner Skizzen in andere Landschaften, könnte man ihn bereits als eine Art Collagenkünstler bezeichnen.
Caspar David Friedrichs Figurendarstellungen
Friedrichs Interesse lag vor allem in der Darstellung von Naturmotiven, wobei in seinen Werken häufiger Rückenfiguren auftreten, die durch ihren Blick in die Ferne die Identifikation mit dem Landschaftsraum ermöglichen. Dadurch hat der Betrachter so selbst das Gefühl, in die Landschaft schauen zu können.
Durch die Fähigkeit des Romantikers die Landschaften naturalistisch wiederzugeben, erscheint es umso überraschender, dass der Künstler ein geringes Talent im Figurenzeichnen besaß und sein Freund Georg Friedrich Kersting daher einige der Figurendarstellungen in C. D. Friedrichs Gemälden gemalt haben soll.
Somit kann man darauf schließen, dass Friedrich sowohl Träumer als auch Nachtwanderer gewesen sein muss. Dabei fertigte er seine Skizzen wohl eher tagsüber während seinen Wanderungen an. Ein Träumer war er zumindest auch in der Hinsicht, dass er die Begabung besaß, Landschaften in seinen Vorstellungen zu kreieren und auch auf die Leinwand zu bringen, was im momentanen Zeitalter des Abzeichnens von Pinterest-Bildern umso beeindruckender erscheint.
„Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht.“
– C.D. Friedrich