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Wie nachhaltig ist Secondhand-Shopping wirklich? 

Secondhand ist längst mehr als Omas Flohmarktbluse. Plattformen wie Vinted und Kleinanzeigen haben das Bild vom muffeligen Secondhand-Karton ganz schön aufpoliert. Heute ist Secondhand angesagt und nachhaltig. Doch wie sinnvoll ist das Ganze wirklich, wenn ich einmal genauer hinschaue? 

„Ich kaufe Secondhand – ich bin also nachhaltig“ Oder? 

Klingt erstmal logisch. Wenn ich etwas Gebrauchtes kaufe, muss es nicht neu produziert werden. Es spart Ressourcen, rettet Teile vorm Müll – alles super. 
Aber ganz ehrlich, oft kaufen wir gar nicht weniger, wir kaufen einfach nur billiger. Statt Neuware zu bestellen, kaufen wir gebrauchtes, aber die Menge bleibt gleich. Es wird gestöbert, geliked, gekauft – nicht unbedingt, weil ein Bedarf besteht, sondern weil das Angebot so leicht zugänglich gemacht wird. 

Was Secondhand richtig gut kann 

Secondhand hat etwas, das neu Gekauftes oft nicht hat – Charakter
Ein Pulli, der schon gelebt hat, Bücher mit Knicken in den Seiten, eine Jacke, die leicht nach fremdem Waschmittel riecht, irgendwie fühlt sich das echter an als der zwölfte Einheitslook aus dem Onlineshop. Und ja, Secondhand ist oft günstiger, was auch bedeutet, dass mehr Menschen sich schöne Dinge leisten können, ohne dabei dem Fast-Fashion-Zirkus hinterherzulaufen. 

Aber nachhaltig ist es erst, wenn wir mitdenken 

Das Problem ist nicht Secondhand, sondern wie wir damit umgehen. 
Wenn aus „ich brauch eine neue Hose“ wird „Ich habe jetzt 4 bestellt, mal schauen“, dann ist da nichts Nachhaltiges mehr dran. 

Vielleicht hilft es, sich beim Scrollen mal kurz zu stoppen und sich zu fragen: 

  • Würde ich das auch zum Originalpreis kaufen? 
  • Brauche ich das oder find ich’s gerade einfach nur hübsch? 
  • Könnte ich es vielleicht auch ausleihen, tauschen oder selbst reparieren? 

Und dann gibt’s da noch die Kehrseite 

Es sollte auch bedacht werden, dass viele Plattformen von unserem nachhaltigen Konsum profitieren. Sie erheben Gebühren und sammeln Daten, ohne dass dabei garantiert wird, dass sie immer fair oder umweltfreundlich agieren. Kommt der Artikel zum Beispiel aus Köln, eingehüllt in viel Verpackung und mit weiten Versandweg nach Hannover, wird die Umweltbilanz trotz Secondhand-Charme eher trüb. 


Secondhand ist nicht die Lösung für alles, aber ein guter Anfang. 
Vor allem, wenn wir anfangen, bewusster zu konsumieren. Nicht weniger Freude an schönen Dingen haben aber mehr Freude an Dingen, die wir wirklich benutzen. Dinge, die uns begleiten dürfen, statt nur kurz in der Ecke zu liegen. 

Und mal ehrlich, dieses eine Teil, das man secondhand findet und sofort liebt? Das ist ein Gefühl, das kein Amazon-Prime-Button der Welt ersetzen kann.  

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